Warum unsere Schule keine Noten, Fächer oder Jahrgänge braucht (Newsletter 5/2025)
Hallo ihr Lieben,
Wir haben uns auf den Weg gemacht und die ersten Vorbereitungen für unsere Schulgründung getroffen. Es macht mich stolz und erfüllt mich sehr, endlich meinen eigenen Weg als Lehrerin zu gehen. Nicht mehr diejenige zu sein, die ein von anderen aufgestelltes System umsetzen muss. Und damit dich und andere zu inspirieren.
In diesem Newsletter erfährst du…
…welchen Namen wir unserem Schulprojekt gegeben haben,
…warum es so viel Spaß macht, ein eigenes Curriculum zu schreiben und
…welches Buch ich gerade wieder zum wiederholten Male gelesen habe.
Unsere eigene Schule – Schola Vera
Der Begriff Schola Vera bedeutet „Wahre Schule“. Wir wollen damit ausdrücken, dass wir Bildung zu ihren authentischen Ursprüngen zurückführen. Im antiken Griechenland bedeutete das Wort „scholé“ Freizeit. Und somit war die Schule eine Institution, in der ich mich mir selbst und meinen Interessen widmen konnte. Die jungen Menschen mussten nicht harte Arbeit, zum Beispiel auf dem Feld leisten, wenn sie zur Schule gehen konnten. Die Schule galt auch nicht als Vorbereitung auf zukünftige Arbeit, sondern als freudvolle Aufnahme von Wissen, angetrieben von natürlicher Neugierde.

Diesen Gedanken verfolgen wir auch mit Schola Vera. Zurück zu diesen Ursprüngen, denn Schule, wie sie heute noch immer ist, entstand im Rahmen der Industrialisierung, als man viele willige Arbeiter brauchte, die Anweisungen befolgen sollten und keine Fragen stellen. Man wollte nicht, dass die jungen Leute kritisch denken oder gar kreativ sind, sondern sie sollten schlichtweg ausführen, was man ihnen vorgab. Und so funktioniert die Schule noch heute. Auch wenn ich weiß, dass viele Lehrpersonen mittlerweile sehr engagiert und kreativ versuchen, auch innerhalb des bestehenden Systems einen neuen Weg einzuschlagen.
In den letzten Wochen haben wir die Webseite fertiggestellt und ein Curriculum geschrieben, mit dem wir so starten wollen. Der nächste Schritt? Den richtigen Ort für unsere Schule finden.
Mehr Infos zu Schola Vera findest du auf unserer Schul-Webseite: https://scholavera.co.za
Ein Curriculum, das alles über Bord wirft
Ich kann alles hinterfragen, was nicht einer natürlichen, kindlichen (menschlichen!) Entwicklung entspricht.
Jahrgangsstufen? Brauchen wir nicht, denn in der realen Welt interagieren wir nie nur mit Menschen exakt unseres Alters. Bei uns lernen Kinder in natürlichen, altersgemischten Gruppen voneinander und miteinander.
Noten? Brauchen wir nicht, denn Noten bilden nie das eigentliche Lernen und dessen Fortschritt ab. Sie erschaffen eine Kultur von Vergleich und Wettbewerb. Wir möchten, dass das Lernen aus intrinsischer Motivation erfolgt, aus echtem Interesse und natürlicher Neugier. Wenn Kinder ohne den Druck von Bewertungen lernen dürfen, entwickeln sie ein tieferes Verständnis, mehr Freude am Entdecken und ein gesundes Selbstvertrauen.
Schulfächer? Brauchen wir nicht, weil sich das Leben und das Lernen nicht in isolierte Fächer aufteilen lässt. Statt Wissen künstlich zu trennen, schaffen wir eine Lernumgebung, in der Kinder ganzheitlich und fächerübergreifend entdecken und spielen.
Dies sind nur drei Beispiele aus unserem Curriculum, das du hier über den Button herunterladen und lesen kannst.

Kennst du dieses Buch?
Ich lese es immer wieder, mitunter ganz und manchmal nur Teile daraus. “Rettet das Spiel” von Gerald Hüther (Affiliate-Link). In seinem Buch zeigt der Neurowissenschaftler Gerald Hüther auf, dass Spielen nicht nur ein Zeitvertreib ist, sondern die natürlichste und wirksamste Form des Lernens. Seine Forschung belegt: Je anpassungsfähiger und leistungsfähiger ein Gehirn ist, desto häufiger und intensiver spielt es.
Hüther beschreibt das Spielen als einen Weg, Lebendigkeit zu erfahren, Verbindungen zu schaffen und kreatives Potenzial zu entfalten. Wenn Kinder spielen, entwickeln sie automatisch die neuronalen Verbindungen, die für komplexes Denken, Problemlösung und Kreativität essentiell sind – und das mit Freude und Motivation, die erzwungenes Lernen niemals erreichen kann.

Hüthers Erkenntnisse bestätigen wissenschaftlich, was wir in der Praxis beobachten: Das spielende Gehirn ist das lernende Gehirn. Ich sehe es täglich an meiner 2-jährigen Tochter, die, wenn man sie lässt, den ganzen Tag spielt. Sie spielt Dinge nach, die wir erlebt haben, und denkt sich eine eigene Welt dazu. Im Spiel verarbeitet sie neue sprachliche Eindrücke, Emotionen und Haltungen.
Deshalb gibt es auch in unserer Schule keine künstliche Trennung zwischen Spielen und Lernen. Wenn ein Kind Staudämme baut, experimentiert es mit Physik. Wenn es in Fantasiewelten eintaucht, entwickelt es Kreativität und Empathie…und zwar genau dann, wenn es sich dafür begeistert und nicht, wenn wir ein Projekt zum Thema Wasser durchführen oder gar eine Unterrichtseinheit zu Märchen. Wir vertrauen darauf, dass Kinder durch ihr natürliches Spiel genau das lernen, was sie für ihre Entwicklung brauchen – zur richtigen Zeit und mit echter Begeisterung.
Ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit mit deinen Schülern und vielleicht sogar ein wenig Zeit zum Lesen.
Deine Tatiana
P.S. Ich freue mich auch über dein Feedback oder Fragen zum Newsletter per E-Mail. Hast du bereits Unterrichtsmaterial von mir gekauft und im Unterricht eingesetzt? Dann freue ich mich über deine Bewertung auf Eduki!
Meine Unterrichtsmaterial-Empfehlungen für dich
Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber unser neuer Bestseller in diesem Frühling bei Eduki ist die Unterrichtseinheit Symmetrie für die Klassen 1 und 2. Noch habe ich es nicht geschafft, die Einheit auch für weitere Klassenstufen anzubieten, aber es steht ganz oben auf meiner Liste!
➡️ Hier geht es zum Material für die Klassen 1 und 2: https://eduki.com/de/material/1176768/unterrichtseinheit-symmetrie-symmetriewerkstatt-klasse-1-und-2
Ein schönes Projekt für die höheren Klassenstufen ist ein Projekt zum Thema Globalisierung. Inspiriert vom Buch „Wo kommen unsere Sachen her?“ von Julia Dürr (Affiliate-Link), habe ich eine dazu passende Unterrichtseinheit für die Klassenstufen 5-7 entworfen und gestaltet. Das Buch behandelt zentrale Themen der Globalisierung anhand von drei verschiedenen Produkten aus der Lebenswelt von Kindern. Sie lernen verschiedene Rohstoffe kennen, entdecken Transportwege über den ganzen Globus und erfahren, wie viele Schritte nötig sind, bis wir die Waren bei uns zuhause haben.
➡️Hier geht es zum Material: https://eduki.com/de/material/1321925/globalisierung-woher-kommen-unsere-sachen-klasse-5-7
Du hast im nächsten Schuljahr eine 1. Klasse und musst noch die Materialliste vorbereiten? Dieser Blogartikel liefert dir wertvolle Tipps und Downloads rund um dieses Thema: https://lehrerglueck.com/materialliste-1-klasse-grundschule/
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