Das Bild zeigt die vier Bestandteile des pädagogischen Konzeptes mila: #mutig #individuell #lebendig #authentisch

Braucht es noch ein pädagogisches Konzept? (Vorstellung von mila)

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Einleitung – Warum es eine Veränderung braucht

Ich weiß nicht, ob “Pädagogisches Konzept” der richtige Begriff ist. Ich weiß nur, dass es auf jeden Fall eine Veränderung hin zum Positiven braucht. Und zwar JETZT! Warum?

  1. Die Lehrpersonen stehen am Rande ihrer Kräfte, werden krank und/ oder verlassen den Lehrerberuf. Die Nachrichten sind voll von Negativ-Schlagzeilen rund um Lehrer, Schule, Bildung.
  2. Unsere Kinder werden orientierungslos und ohne eigene Interessen aus der Schule entlassen. Sie haben verlernt, ihre Probleme selbst zu lösen. Sie haben verlernt, neugierig und offen zu sein.

Meine Tochter Mila ist gerade in diesen Zeiten geboren. In ein veraltetes, nicht funktionierendes Schulsystem. Für sie soll es anders laufen, muss es anders laufen. Für sie muss die Veränderung hier und jetzt beginnen. Und für alle anderen Kinder auch.

Wir hinterfragen alles, was Schule in den letzten Jahrzehnten ausgemacht hat. Klassenräume gibt es vermutlich, damit Schule bei jedem Wetter möglich ist, damit die Lernmaterialien nicht nass oder schmutzig werden, damit alles seinen Platz hat. Aber müssen die Kinder denn wirklich den ganzen Tag in diesen Klassenräumen verbringen? Wir wissen doch heute, wie wichtig die frische Luft und das natürliche Licht für das Denken und die Entwicklung der Augen sind.

Das Bild zeigt einen Klassenraum der "alten Schule", an dem Kinder in einem Raum an ihren Tisch sitzen und nicht glücklich darüber sind, weil sie lieber etwas anderes machen möchten.

Lernen an Tischen und Stühlen kommt vermutlich noch aus der Zeit, als in einer Klasse über 50 Kinder gemeinsam gelernt haben. Vermutlich hatte man keine andere Idee, wie alle Kinder sonst einen Platz finden. Aber müssen die Kinder denn heute noch den ganzen Tag an Tischen und auf Stühlen sitzen? Wir wissen doch heute, wie ungesund es für den Körper und die Körperhaltung ist, wenn man den ganzen Tag sitzt.

Und was soll das mit den Schulnoten? “Noten muss man nunmal geben”, werden viele Lehrer sagen. Doch warum hinterfragen wir es nicht? Wieso machen wir einfach weiter mit einer jahrhundertealten Idee? Weil es immer so war? Dabei wissen wir doch, wie wenig Noten über einen Menschen aussagen. Wie wenig objektiv sie sind. Und dass sie bei Kindern großen Schaden anrichten können!

Das Bild zeigt einen Klassenraum, in dem die Kinder gemeinsam mit der Lehrerin auf dem Teppich in einem Kreis sitzen und sich freudig austauschen.

Doch auch in den bestehenden Konzepten finde ich nicht die eine Lösung. Mir sind sie teilweise zu starr und strikt. Und damit nicht geeignet, um mit dem Freigeist von Kindern und ihrer Neugier gerecht zu werden. Es soll weniger strikt sein. Aus meiner Sicht reichen genau vier Leitlinien, die den Rahmen abstecken. Und innerhalb dessen sich nicht nur die Kinder, sondern auch die Lehrer frei entfalten können, um gemeinsam zu lernen und das echte Leben zu entdecken.

Die vier Leitlinien von mila

mila ist mutig.

Mutig, weil wir die Verantwortung an die Kinder zurückgeben. Mutig, weil wir den Kindern vertrauen. Wir vertrauen den Kindern, dass sie ihren Lernprozess selbst in die Hand nehmen möchten und können. Wir vertrauen darauf, dass sie ihre Wege finden, wenn wir sie nur lassen.

Das Bild zeigt mutige Kinder, die gemeinsam etwas im Unterricht erforschen.

Warum ist das überhaupt mutig? Es klingt doch so natürlich. So normal.

Es ist mutig, weil wir es viele Jahrhunderte nicht so gemacht haben. Es ist mutig, weil es von uns erfordert, dass wir loslassen, dass wir aufhören, uns am Ruder festzuklammern, um die Richtung vorzugeben.

Wenn wir Lehrer das schaffen, mutig zu sein und uns etwas zurückzunehmen, können wir plötzlich den Zauber unseres Berufes wieder sehen. Wir sehen die strahlenden, neugierigen Kinderaugen. Wir haben inspirierende Gespräche mit den Kindern. Und kommen dadurch vielleicht sogar mit unserem inneren Kind in Kontakt.

Wenn du einem Kind etwas beibringst, nimmst du ihm die Chance, es selbst zu entdecken.

Jean Piaget

mila ist individuell.

Genauso wie die Kinder und Lehrpersonen, für die dieses Konzept gedacht ist. Wir kennen keine festgelegten Normen. Es gibt nicht den “guten Schüler” oder die “Schülerin mit Förderbedarf”.

Alle Kinder sind gut so, wie sie sind! Und alle Kinder haben einen Förderbedarf, denn sie warten nur darauf, Neues zu lernen und sich jeden Tag weiterzuentwickeln. Gefördert zu werden.

Schüler in der Grundschule, die sich während einer Gruppenarbeit untereinander austauschen. Sie nutzen Methoden, die ihr Lehrer sinnvoll ausgewählt hat.

Eine Einteilung in Klassenstufen gibt es nicht, denn Lernen kennt keine Altersbeschränkung. Wir sehen jedes Kind und schauen von dort, wie eine optimale Lernumgebung sein kann. Lernen im Gleichschritt wird abgeschafft und durch das Lernen, so wie jeder Einzelne es braucht, ersetzt.

Und was ist mit den Lehrpersonen? Auch sie sollen sich mit ihrer Persönlichkeit und ihren Stärken einbringen, denn die Kinder brauchen Kontakt zu echten Menschen, damit sie echte Verbindungen aufbauen können.

Nicht das Kind sollte sich der Umgebung anpassen, sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen.

Maria Montessori

mila ist lebendig.

Lebendig, wie die Schule, die wir schaffen. Was tun Kinder, wenn man sie in Ruhe lässt? Sie spielen, bewegen sich, verbinden sich mit anderen. Kein Kind sitzt 6 Stunden hintereinander drinnen am Tisch. Da kann es ja gar nichts lernen, nichts Neues entdecken!

Das Bild zeigt zwei Kinder, die draußen lebendig miteinander spielen und Freude dabei empfinden.

Die Schule als Institution hat das Lernen vom Spielen getrennt. Sie hat aus dem Lernen etwas Wichtiges und Bedeutsames gemacht und das Spielen in die Ecke gedrängt. Spielen ist kindisch und unbedeutend. Man kann spielen, um sich von der Schule zu erholen oder als Zeitvertreib. Doch Spielen ist kein Zeitvertreib: Es ist, die eigene Lebendigkeit erfahren, Verbundenheit erleben, die eigenen Möglichkeiten erkunden und unser kreatives Potential entfalten.

Ist es nicht auch das, was wir Lehrer uns so sehr wünschen? Weniger Bürokratie, weniger Förderpläne und Schülerakten? Mehr Lebendigkeit und Kreativität?

Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.

Friedrich Schiller

mila ist authentisch.

Authentisch, wie wir den Kindern begegnen sollten, und zwar auf Augenhöhe, von Mensch zu Mensch. Hören wir auf, unseren Kindern etwas vorzuspielen, ihnen zu suggerieren, dass wir Erwachsenen wissen, wie das Leben funktioniert und was man dafür braucht.

Stattdessen sollten wir unseren Kindern von unseren Herausforderungen und dem Hamsterrad erzählen, in dem so viele von uns feststecken. Wir machen unseren Kindern etwas vor, damit sie sich so verhalten, wie es uns passt.

Kinder mit ihrer Lehrerin im Klassenraum in einem authentischen Austausch miteinander.

Und wie sieht der Unterricht aus? Wir unterrichten Themen, die wir selbst in der eigenen Schulzeit als unbedeutend empfanden. Wir unterrichten auf eine Art und Weise, mit der wir selbst als Kind Schwierigkeiten hatten.

Wenn wir authentisch sind und unsere Wünsche und Herausforderungen mit unseren Kindern teilen, wenn wir uns vor den Kindern nicht verstellen, dann haben sie eine Chance ihren eigenen Weg zu gehen, sich ein eigenes Bild zu machen.

Dazu müssen wir auch Unterrichtsthemen und schulische Vorgaben hinterfragen, uns in die Kinder hineinversetzen, verstehen, was sie wirklich brauchen.

Wollen wir nicht alle genau so leben? Dann lass uns JETZT mutig sein und mit der Veränderung beginnen!

Kinder lernen nicht nur durch das, was wir ihnen beibringen, sondern vor allem durch das, was wir sind.

Joseph Chilton Pearce

Wie können wir das jetzt gemeinsam umsetzen?

Wir übergeben Verantwortung für den Lernprozess an die Kinder.

Die Kinder sind selbst aktiv Teil ihres Lernprozesses und nicht länger passiver Konsument von vorbereitetem “Lernstoff”.

Die Lernangebote sind so vielfältig und offen, dass Schüler mit verschiedenen Herangehensweisen und unterschiedlichen Fähigkeiten ihren eigenen Weg gehen können.

  1. Die Schüler werden in den Lernprozess einbezogen, indem Projekte so gestaltet sind, dass die Schüler sie thematisch beeinflussen können. Es bleibt viel Raum für ihre Fragen und Interessen.

    Praxisbeispiele:

    In einem Projekt zum Thema Tiere sucht nicht die Lehrperson die Tiere aus, die bearbeitet werden, sondern die Kinder, bzw. jedes Kind für sich selbst.

    Für das Projekt Wetter sind Phasen eingeplant, in denen die Kinder an ihren eigenen Fragen zum Thema Wetter forschen.

  2. Die Schüler erfahren genau, was im jeweiligen Projekt angeboten wird. Innerhalb dieser Themenbereichen und darüber hinaus können sie sich frei bewegen.

    Praxisbeispiel: Auf einer Lernlandkarte wird das Lernarrangement mit all seinen Unterthemen festgehalten. Sie enthält für die Kinder eindeutige Kompetenzen (z.B. ”Ich lese eine Bauanleitung und stelle meine eigenen Einmaleins-Perlen her.”). Auf der Lernlandkarte können auch erreichte Zwischenschritte angemalt und eigene Ziele festgehalten werden.

Statt einem Lernort „Schule“ wird alles zu Lernorten.

Alles hat seinen Ort, nur nicht die Kinder!

Die Lehrpersonen bereiten die ideale Lernumgebung vor. Schüler gestalten diese aus. Sie können sich frei bewegen. Sie wählen und gestalten die Orte, an denen sie lernen, spielen und sich bewegen, selbst.

Praxisbeispiel: Der Lernraum, drinnen und draußen bietet verschiedene Orte, an denen sich die Kinder aufhalten können. Alles ist erlaubt. Lesen im Liegen unter einem Baum, Forschen im Gemüsebeet, Geschichten schreiben in einer selbst gebauten Höhle oder miteinander Diskutieren an einem großen Tisch.

Die Neugier von Kindern UND Lehrern ist der Nordstern.

Die Neugier steht im Vordergrund.

Kinder wollen von Natur aus lernen. Es ist unser menschliches “Programm” uns weiterzuentwickeln und Neues zu entdecken. Es gibt keine vorgeschriebenen Lerninhalte. Die Inhalte orientieren sich an den Interessen der Kinder, ohne zeitliche Begrenzung und ohne Fächerzuordnung.

Praxisbeispiel: Möchte ein Kind ein Interview vorbereiten, braucht es seine Fertigkeiten aus dem Deutschunterricht, um Fragen verständlich zu formulieren. Möchte ein Kind eine Umfrage machen, braucht es seine Fertigkeiten aus dem Mathematikunterricht, um die Ergebnisse darzustellen. Möchte ein Kind ein Modell zu seinem Forschungsthema erstellen, wird es auf bestimmte Fertigkeiten des Kunstunterrichts zurückgreifen.

Wir arbeiten zusammen und kooperieren.

mila ist geprägt von Zusammenarbeit und Kooperation.

Einzelkämpfer und Konkurrenz gibt es nicht. Die Kinder machen positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit und Kooperation und bauen eine gesunde Gesellschaft im Kleinen aufbauen.

  • Schüler unterschiedlicher Klassenstufen lernen gemeinsam. Die Projekte sind differenziert und für Kinder mehrerer Klassenstufen geeignet.
  • Die empfohlenen Lernmethoden bestärken das kooperative Lernen. Die Kugellager-Methode wird zum gegenseitigen Austausch, Ideen sammeln und präsentieren eingesetzt. Die im Klassenraum fest etablierte Haltestelle ermöglicht die Zusammenarbeit in verschiedenen Lernphasen.
  • Es gibt keine Vorgaben bezüglich der Sozialform. Die Kinder entscheiden selbst, ob Aufgaben alleine, mit einem anderen Kind oder als kleine Gruppe bearbeitet werden.
  • Das Helfersystem kann in jeder Phase und mit jedem Projekt zum Einsatz kommen.

Wir lernen bewertungs-frei.

Das Lernen ist frei von Bewertung von außen.

Die Kinder lernen, ihre Fähigkeiten, selbst einzuschätzen und sich eigene Anreize und Ziele zu setzen.

Praxisbeispiel: Es wird grundsätzlich nicht mit Noten bewertet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für die Kinder, ihre Lernergebnisse und Zwischenschritte mit der Gruppe zu teilen oder Dinge festzuhalten und auszugestalten. An den verschiedenen Stellen kann die Lehrperson auf bestimmte Lernprodukte hinweisen.

Wir lernen auf Augenhöhe.

Es gibt keine Hierarchien.

Alle Akteure stehen auf gleicher Ebene. Lehrer werden Lernbegleiter und das Lernen und Entdecken findet auf beiden Seiten statt.

  • Die Lehrperson bespricht die neuen Forscherpläne und geht mit den Schülern in einen Austausch über das neue Thema.
  • Die Lehrperson visualisiert und strukturiert die Fragen der Schüler an einem übersichtlichen Board.
  • Die Lehrperson ist während des ganzen Lernprozesses als Begleitung präsent und unterstützt (wenn gewünscht) auf organisatorischer, inhaltlicher und sozialer Ebene.

Wir akzeptieren, dass alle Menschen ok sind, wie sie sind.

Alle Kinder sind gut, wie sie sind. Alle Lehrer sind gut, wie sie sind!

Wir kreieren keine Norm, keinen Standard. Alle Kinder dürfen mit ihrem Verhalten auffallen. Alle Kinder dürfen auf besondere Weise gefördert werden.

Praxisbeispiel: Wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, schauen wir, wie wir dem Kind helfen können. Dafür brauchen wir keine Diagnose oder einen Förderstatus, sondern eine gute Bindung und eine echte Beziehung zu jedem einzelnen Kind.

Wir realisieren, dass alles (im Leben) Lernen ist.

Kinder lernen im Spiel, in der Bewegung und im Zusammenleben mit anderen Menschen.

Ohne die Trennung von “Lernen” und “Spielen” oder “Unterricht” und “Pause” erreichen wir Freiheit und die Schüler dürfen endlich ihre Neugier und Kreativität ausleben, ihre eigenen Interessen entdecken und Stärken weiter ausbauen.

Praxisbeispiel: Im Vordergrund steht handlungsorientiertes Lernen mit Bezug zur Lebenswirklichkeit. Das heißt auch, wird ein bestimmtes Arbeitsmittel zum Üben benötigt, überlegen wir, wie wir es selbst herstellen können. Möchten wir etwas bestimmtes erfahren, überlegen wir, wer es wissen könnte und bereiten zum Beispiel ein Interview vor. Möchten wir eine Sache erforschen, schauen wir es uns in der Realität an, bauen es vielleicht auseinander, erstellen ein Modell, probieren es oder riechen daran.

Fazit

Wir haben in jeder Sekunde die Möglichkeit, etwas zu verändern. Alles, was wir brauchen, ist Mut und Vertrauen. Was denkst du darüber? Schreib es mir in die Kommentare.

Deine Tatiana

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