Giraffen- und Wolfssprache in der Grundschule (Klassen 1-6)
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Kurzübersicht zum Projekt
Was ist Giraffen- und Wolfssprache?
Vielleicht kennst du es auch? Du legst viel Wert auf ein achtsames Miteinander, sprichst mit deinen Schülern über Gefühle und nimmst dir nach den Pausen die Zeit, um entstandene Konflikte gemeinsam zu klären. Dennoch hast du das Gefühl, dass deinen Schülern manchmal nicht bewusst ist, welche Macht Sprache hat und wie verletzend Sprache tatsächlich sein kann. Dann hörst du zwar Entschuldigungen, wie “Ich hab das doch nicht so gemeint” oder “Es war nur Spaß“, aber in dem anderen Kind sitzt ein tiefer Schmerz, der nicht so einfach wegzuwischen ist.
Mir ist über die Jahre immer klarer geworden, dass dies eine fortlaufende Aufgabe für uns Lehrpersonen ist. Man kann den Kindern nicht “erklären”, wie man freundlich miteinander umgeht und dann erwarten, dass es funktioniert. Außerdem sollten wir nicht außer Acht lassen, dass Kinder so sprechen, wie mit ihnen gesprochen wird. Wie soll ein Kind also achtsam und wertschätzend auf andere zugehen, wenn es von zu Hause eine ganz andere Sprache gewohnt ist?
Die Giraffen- und Wolfssprache ist ein Instrument, das aus dem Prinzip der Gewaltfreien Kommunikation (nach Marshall B. Rosenberg) abgeleitet wird. Es ist für mich ein täglicher Begleiter durch den Schulalltag und ein Grundbestandteil des sozialen Miteinanders in meiner Klasse. Die Giraffensprache verkörpert dabei eine wertschätzende, gefühlvolle Sprache, während die Wolfssprache eine Sprache ist, die von Ärger und Frust gekennzeichnet ist und andere verletzen kann.
Das Prinzip der Giraffen- und Wolfssprache kann die Kinder durch alle Klassenstufen im Sinne des Spiralcurriculums begleiten, indem das Prinzip immer wieder aufgegriffen und zur Jahrgangsstufe passend erarbeitet wird. Dabei ist wichtig, dass die Giraffen- und Wolfssprache nicht nur als kommunikatives Tool von den Lehrpersonen unterrichtet wird, sondern, dass es zu einem festen Bestandteil des sozialen Lernens wird und somit für eine stabile Klassengemeinschaft sorgt. Wie du das am besten umsetzt, erfährst du in diesem Beitrag.
Das Ziel der Giraffen- und Wolfssprache
Durch die Giraffen- und Wolfssprache lernen die Kinder in konkreten Situationen anhand der Tiere Giraffe und Wolf, wie man eigene Bedürfnisse und Gefühle ausdrücken kann, ohne zu werten oder zu kritisieren. Ich nutze dieses Tool, sowohl um über konkrete Situationen zu sprechen als auch als Übung, um potentielle Konfliktsituationen zu analysieren. Gemeinsam betrachten wir Situationen aus der Wolf- und Giraffenperspektive. Wir stellen uns die Frage “Was würde der Wolf tun?”, “Was würde die Giraffe tun?” und antizipieren die Gefühle, die das jeweilige Verhalten auslösen können.
Die Kinder werden sensibilisiert, dass wir mit unserer Sprache die eigenen und die Gefühle anderer beeinflussen können. Sprache soll uns dabei helfen, besser von anderen verstanden zu werden, damit unsere Bedürfnisse gehört und respektiert werden. Dafür nähern wir uns je nach Klassenstufe den 4 Schritten der Gewaltfreien Kommunikation an.
Letztlich lernen die Kinder anhand der Eigenschaften der Giraffe auch, aggressives Verhalten von anderen wahrzunehmen und zu beobachten, ohne selbst in die “Wolfssprache” zu verfallen.
Das Modell der Gewaltfreien Kommunikation
Die Gewaltfreie Kommunikation des amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg ist ein Kommunikationskonzept, das die wertschätzende Beziehung mit anderen in den Vordergrund stellt. Bei der Gewaltfreien Kommunikation stehen die Bedürfnisse und Gefühle im Mittelpunkt, die hinter Handlungen und Konflikten stehen.
Er beschreibt dabei eine Methode in vier Schritten:
Beobachten, nicht urteilen
Beschreibe die Situation, die du wahrnimmst, ohne zu bewerten. Die Trennung zwischen Beobachten und Bewerten ist wichtig, damit dein Gegenüber sich nicht verschließt oder wütend wird, wenn er oder sie das Gefühl hat, kritisiert zu werden.
Gefühle erspüren und benennen
Welche Gefühle löst die Situation bei dir aus? Benenne das Gefühl so konkret es geht. Damit übernimmst du die Verantwortung für deine Gefühle und gibst nicht dem anderen die Schuld dafür.
Bedürfnis benennen
Formuliere dein Bedürfnis so neutral wie möglich, nicht als Bewertung oder Vorstellung. Wenn du dein Bedürfnis benennst, wird es wahrscheinlicher, dass es erfüllt wird, da dein Gegenüber die Möglichkeit hat, dein Handeln nachzuvollziehen.
Eine Bitte formulieren
Richte eine konkrete Bitte an dein Gegenüber. Formuliere sie positiv und nicht als Forderung.
Selbst für Erwachsene sind die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation eine sprachliche und gedankliche Herausforderung. Erwarte also nicht, dass deine Schüler in diesen Schritten sprechen! Es geht lediglich um das Bewusstmachen der Elemente im Sinne der Giraffensprache und eine erste Auseinandersetzung damit. Anstatt die Giraffensprache zu einer sprachlichen Übung zu machen, ist es wichtig, dass die Kinder stattdessen ihr Bewusstsein und ihre Haltung beobachten und ggf. verändern. Es geht darum, eine empathische, gewaltfreie Haltung zu entwickeln und zu kultivieren und nicht nur darum, die richtigen Worte zu finden.
Die Entwicklung einer neuen Haltung gelingt nicht von heute auf morgen und so ist es auch mit der Gewaltfreien Kommunikation oder der Giraffensprache. Es braucht viel Zeit und Wiederholungen. Wir thematisieren die Giraffensprache nach einer gemeinsamen intensiven Einführungsphase daher immer wieder in verschiedenen Situationen und ein Poster mit einer Giraffe erinnert uns täglich an ein gewaltfreies und empathisches Miteinander.
Ich bespreche mit den Schülern auch die Schwierigkeiten des Modells und wir reflektieren, wie sich die Kinder damit fühlen. Dies ist wichtig, damit die Kinder es nicht als alleiniges Allheilmittel verstehen. Jedes Tool hat seine Vor- und Nachteile und besonders in emotional sehr aufgewühlten Momenten kann es schwierig sein, auf die Elemente der Gewaltfreien Kommunikation zurückzugreifen. Wenn sich die Kinder dessen bewusst sind, können sie auch auf andere Menschen besser reagieren, die es nicht immer schaffen, wertschätzend zu kommunizieren.
Merkmale der Giraffensprache
Man sagt, die Giraffe sei unter allen Landtieren das Tier mit dem größten Herz. Tatsächlich stimmt das nicht. Ihr Herz ist nicht besonders groß, allerdings vollbringt es eine enorme Leistung, um das Blut über den langen Hals bis in den Kopf pumpen zu können. Darüber hinaus sind Giraffen sehr friedliche Tiere. Sie leben ruhig mit allen anderen Tieren zusammen, mit Antilopen, Zebras, Löwen und Elefanten. Wegen ihrer Größe gelangen sie an die Blätter hoher Akazienbäume und haben keine Konkurrenten bei der Nahrungssuche. Durch ihren langen Hals kann die Giraffe die Welt von oben betrachten und Dinge wahrnehmen, die andere Tiere nicht sehen können.
Diese Eigenschaften tragen zu den Merkmalen der Giraffensprache bei. Die Giraffensprache ist eine achtsame Sprache, die die Gefühle der anderen berücksichtigt. Sie ist freundlich und offen und hilft uns dabei, einen Streit friedlich zu lösen. Dabei lerne ich, zu sagen, was mich stört, ohne jemanden zu verletzen. Ich drücke meine Gefühle offen aus und formuliere, was ich mir wünsche.
Merkmale der Wolfssprache
Beim Wolf ist es nicht ganz so einfach in der Realität, da man nicht grundsätzlich sagen kann, dass der Wolf ein aggressives Tier ist. Doch in unserem Modell bedienen wir uns der wilden, aggressiven Seite des Wolfes. Wölfe leben im Rudel und da kommt es häufig zu Streit und Ärger. Wenn Wölfe wütend sind, dann schnappen sie zu, knurren andere an und verletzen sie in irgendeiner Weise. Wenn Wölfe Angst haben, dann verstecken sie ihre Gefühle und sagen nicht, wie es ihnen wirklich geht.
Die Wolfssprache ist eine Sprache, die mit Ängsten, Wut und Verschlossenheit einhergeht. Wer in der Wolfssprache spricht, reagiert auf Konflikte meist aggressiv und impulsiv. Die eigenen Gefühle und die der anderen werden nicht wahrgenommen. Dadurch ist die Wolfssprache eine verletzende Sprache. Es wird beschuldigt und gedroht. Das Verhalten der anderen wird schlecht gemacht.
Wie kann ich die Giraffen- und Wolfssprache praktisch im Unterricht umsetzen?
Das Ziel ist, dass die Giraffen- und Wolfssprache nicht nur ein theoretisches Tool bleibt, sondern das soziale Miteinander der Kinder begleitet. Mitunter “ertappen” sich die Kinder schon selbst, wenn sie in die Wolfssprache verfallen. Dann dient ihnen die Giraffensprache als wertvolles Instrument, um die Situation selbst zu korrigieren oder zu klären. Idealerweise brauchen die Kinder dann nicht mehr die Erinnerung oder Ermahnung einer Lehrperson. Nach der eigentlichen Einführung der Giraffen- und Wolfssprache hängt ein großes farbiges Plakat der Giraffe im Klassenraum, das uns an ein freundliches Miteinander erinnert.
Ich gliedere die Arbeit mit der Giraffen- und Wolfssprache in allen Klassenstufen in zwei Phasen. Auf eine intensive Einführungsphase folgt eine routinierte wöchentliche Entwicklungsphase, in der die Giraffen-und Wolfssprache anhand verschiedener Situationen angewandt wird.
Giraffen- und Wolfssprache in den Klassen 1 und 2
In Klasse 1 und 2 lernen die Kinder, einen Unterschied zwischen der Giraffen- und der Wolfssprache wahrzunehmen. Es geht (noch) nicht um die Anwendung der vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation.
Als Vorbereitung auf das Projekt zur Giraffen- und Wolfssprache empfehle ich eine Auseinandersetzung mit Gefühlen. Vielleicht hast du ohnehin schon das Gefühlswetter-Ritual in deiner Klasse etabliert. Dann sollten deine Schüler gut vorbereitet und sensibilisiert sein. Wenn nicht, dann ist es sinnvoll, dass ihr gemeinsam einen Wortspeicher mit Gefühlen erarbeitet und die Kinder Gefühle benennen und mit konkreten Situationen verknüpfen. Beispielsweise können Standbilder genutzt werden, um Gefühle anders wahrzunehmen und in den Austausch zu kommen.
Der Fokus liegt für die Schüler, neben der Wahrnehmung und dem Ausdrücken von Gefühlen, darin, dass sie zunehmend in der Lage sind, von der Wolfssprache in die Giraffensprache zu wechseln, indem sie anstelle einer Anschuldigung oder Drohung eine Bitte oder einen Wunsch formulieren. Häufig werden von den Kindern besondere Wörter, wie “bitte”, “möchte”, “fühle” wahrgenommen.
Die Einführungsphase besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil lernen die Kinder nach einer kurzen Sinnesreise zunächst die Giraffensprache und die Wolfssprache kennen, indem sie sich mit den Eigenschaften der beiden Tiere auseinandersetzen. Durch eine Zuordnung von Aussagen als Giraffensprache oder Wolfssprache wird das Prinzip für die Kinder greifbar. Im zweiten Teil erfolgt dann die Anwendung anhand von konkreten Situationen.
Giraffen- und Wolfssprache in den Klassen 3 und 4
In den Klassen 3 und 4 kommen die Kinder im Zusammenhang mit der Giraffensprache mit den vier Elementen der Gewaltfreien Kommunikation in Berührung. Diese Elemente werden allerdings zunächst einzeln erarbeitet und (noch) nicht im Sinne der mehrschrittigen Abfolge genutzt.
Die Einführungsphase in Klasse 3 und 4 besteht aus drei Teilen: Im ersten Teil lernen die Kinder die Giraffen- und Wolfssprache kennen. Anhand einer Gruppenarbeit mit der Placemat-Methode erarbeiten die Kinder gemeinsam mögliche Auslöser von Streit. In einem gemeinsamen Gespräch tauschen sich die Kinder aus und die Lehrperson betont die Macht, die Sprache in diesem Zusammenhang hat. Entweder als Auslöser oder als Schlichter, je nachdem, wie die Sprache gebraucht wird. Im Anschluss werden verschiedene Aussagen der Giraffensprache oder der Wolfssprache zugeordnet.
Im zweiten Teil widmen sich die Kinder den Elementen der Gewaltfreien Kommunikation anhand von vier Stationen.
Beobachtung oder Bewertung
Es ist manchmal gar nicht so leicht, eine Situation ohne Bewertung oder Interpretation zu beobachten oder zu beschreiben. Für die Verwendung der Giraffensprache ist dies allerdings ein wichtiger Ausgangspunkt, den die Kinder hier üben.
Gefühle
Wie bereits oben beschrieben, ist die Wahrnehmung der eigenen Gefühle und die der Anderen die Grundvoraussetzung für eine Gewaltfreie Kommunikation und ein wertschätzendes Miteinander überhaupt. An dieser Station machen die Kinder Standbilder zu Gefühlen oder Situationen (je nach Differenzierung) und tauschen sich darüber aus.
Ich-Botschaften
Mit Ich-Botschaften übernehme ich die Verantwortung für meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse und vermeide Schuldzuweisungen. Durch die Formulierung von Ich-Botschaften bereiten sie den dritten Schritt der Gewaltfreien Kommunikation indirekt vor, indem es darum geht, den eigenen Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen. Da dies sehr abstrakt sein kann und manchmal sprachlich schwer zu greifen ist, sind Ich-Botschaften eine geeignete Übung in diesem Zusammenhang.
Wünsche
“Tue dies nicht!”, “Lass das sein!” Häufig stehen Fehlverhalten und Konflikte im Vordergrund von verbalen Auseinandersetzungen und ein Gespräch über die Wünsche der Kinder tritt so in den Hintergrund. Diese kleine Übung an Station 4 nähert sich diesem Bereich an. Die Kinder formulieren Wünsche oder Bitten und setzen sich mit ihren eigenen Wünschen auseinander.
Im dritten Teil erarbeiten die Kinder gemeinsam Rollenspiele. Sie bekommen eine Ausgangssituation und dürfen den Ausgang des Konfliktes selbst gestalten und präsentieren. Letztlich werden die Erfahrungen mit der Giraffensprache reflektiert.
Giraffen- und Wolfssprache in den Klassen 5 und 6
Das Prinzip ändert sich auch in Klasse 5 und 6 nicht, denn auch hier kommt es auf die Haltung an, die die Kinder einnehmen. Die empathische, gewaltfreie Haltung ist viel wichtiger, als die richtigen Worte zu finden. Dies ist besonders wichtig bei älteren Schülern, von denen wir ohnehin eine gewisse sprachliche Gewandtheit erwarten können. Die Giraffensprache kann sonst ohne die richtige Haltung und Absicht auch als Instrument zur Manipulation genutzt werden. Ich sage (auf nette Weise), was mir nicht passt und nenne meinen Wunsch (den man mir nicht abschlagen kann).
Umso wichtiger ist daher die Arbeit mit Gefühlen und die Übung und Reflexion anhand konkreter Situationen. In Klasse 5 und 6 erwarte ich von den Kindern, dass sie selbst Situationen vorschlagen, die bearbeitet werden. Auch die fortlaufende Arbeit im Anschluss an die Einführungsphase sollte nicht vernachlässigt werden. Da sich möglicherweise alte Muster über die Jahre bei den Kindern gefestigt haben, können diese nicht in kurzer Zeit aufgelöst werden.
Ausblick – Curriculum für das Soziale Lernen
Gibt es an deiner Schule ein gemeinsames Curriculum für das Soziale Lernen? Es lohnt sich, darüber nachzudenken, bestimmte Unterrichtsinhalte und Tools klassenübergreifend im Sinne des Spiralcurriculums zu etablieren. So könnt ihr eine ganz neue Schulkultur schaffen und dafür sorgen, dass mit einem Klassenwechsel nicht immer wieder neue Herangehensweisen praktiziert werden oder das Soziale Lernen nur in manchen Klassen eine Bedeutung hat.
Möglicherweise wird dann die Giraffen- und Wolfssprache ein Bestandteil des Curriculums für das Soziale Lernen an deiner Schule. Dann gibt es ein Tool, das von Klasse 1 an angewandt und etabliert wird. Die Kinder bekommen eine Struktur, auf die sie in jeder Konfliktsituation zurückgreifen können. So kann die Giraffen- und Wolfssprache auch ein Ausgangspunkt für Gesprächs- und Klassenregeln sein. Je nach Klassenstufen können im Rahmen des Curriculums dann bestimmte Elemente schwerpunktmäßig behandelt werden, wie beispielsweise ein Projekt zum Thema Gefühle in den Klassen 1 und 2 oder ein Projekt gegen soziale Ausgrenzung in den Klassen 5 und 6.
Habe ich sonst noch etwas zum Thema vergessen? Dann schreib es mir unten in die Kommentare!
Deine Tatiana
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Sehr geehrte Tatjana,
ich bin seit über 30 Jahren Grundschullehrerin und an unserer Schule wird leider seit 2 Jahren die Giraffensprache als Konzept der gewaltfreien Kommunikation vermittelt.
Ich muss sagen, ich bin empört und fassungslos, dass ein solches Konzept, welches so krass polarisiert und Unwahrheiten vermittelt, derart erfolgreich sein kann. Ich selbst weigere mich dieses Konzept zu vermitteln. Gewaltfreie Kommunikation muss nicht auf dem Rücken unschuldiger Tiere stattfinden, denen vollkommen falsche Eigenschaften zugeschrieben werden. Aus Unwissenheit? Aber bitte: Wenn man ein solches Konzept entwickelt und damit Kinder ERZIEHT, sollte man sich vorher informieren. In Deutschland hat das große „Halali“ auf den Wolf angefangen. Konzepte wie dieses tun ihr Übriges.
Der Wolf ist eines der wunderbarsten und faszinierendsten Geschöpfe. Er kümmert sich empathisch um die Verletzten und Alten, erzieht liebevoll seinen Nachwuchs und hat im Spiel die Fähigkeit alles zu vergessen. Wölfe denken, träumen, kommunizieren intelligent und verfügen über einen unglaublichen Teamgeist….und sind uns ähnlicher als jedes andere Lebewesen.
Bitte überdenken Sie dies. Konzepte kann man auch modifizieren….wenn man will!
Ich jedenfalls, werde mich weiterhin offen mit meiner ganzen Überzeugung gegen solche Unwahrheiten stellen.
Mit freundlichen Grüßen
N.Klöckner
Liebe Frau Klöckner,
danke für diesen Einblick. Ich setze das Konzept seit vielen Jahren gerne ein und natürlich verändert es sich mit jeder neuen Lerngruppe. Denn auch unter den Kindern gibt es immer wieder kleine Biologen, die sich für die komplexen Eigenschaften der Tiere interessieren. Es war für die Kinder nie ein Problem, dass wir uns für das Modell der Giraffen- und Wolfssprache bestimmter Eigenschaften der beiden Tiere bedienen und dabei vielleicht gleichzeitig eine Recherche zu den Tieren im Sachunterricht machen. Ich lege viel Wert darauf, dass die Lernenden nicht schwarz/weiß denken, sondern Aspekte immer von mehreren Seiten, aus mehreren Perspektiven betrachten. Somit sind sie durchaus in der Lage, mit einem Modell zu arbeiten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, gleichzeitig aber zu wissen, dass es noch andere Betrachtungsweisen gibt.
Ich stimme Ihnen zu! Sie sollten Ihren Unterricht immer so gestalten, dass Sie dahinter stehen und es für Sie authentisch ist. Möchten Sie von Ihrem modifizierten Modell zur gewaltfreien Kommunikation berichten?
Herzliche Grüße,
Tatiana
Wenn Sie auch nur ein wenig über die Biologie und das Zusammenleben von Wölfen wüssten, hätten Sie das hier gewiss nicht geschrieben. Das sind moderne Wolfsmärchen im 21. Jahrhundert …
Doch auch was die Giraffe in der Geschichte betrifft, so kommt sie nicht minder unsinnig daher …
Grundsätzlich ist m.E. die Frage zu stellen, ob sich Tiere für solche Vergleiche und pädagogischen Methoden überhaupt eignen. In jedem Fall sollte genauer recherchiert und es sollten vielleicht entsprechende Experten/innen befragt werden, statt aus dem Bauch heraus zu schreiben, zu veröffentlichen und auf diese Weise Kinder „erziehen“ zu wollen. „Nebenwirkungen“ sind auch Wirkungen…
Mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Biologe Dr. Heribert Schöller, corvusFilm
Lieber Herr Schöller,
Vielen Dank für Ihre Anmerkung. Ich stimme Ihnen zu. Deshalb weise ich im Video und Blogartikel darauf hin, dass beispielsweise die stereotype Darstellung der Wölfe nicht immer ganz treffend ist. Auch dies kann mit den Kindern besprochen werden, die durchaus in der Lage sind, diese Unterschiede zu verstehen. Es geht schließlich nicht um ein biologisches Profil der Tiere, sondern um eine gedankliche Stütze, die nach meiner Erfahrung den Kindern hilft, sich auf die verschiedenen sprachlichen Ebenen besser einzustellen.
Herzliche Grüße
Tatiana