Newsletter September 2024: Tatiana auf einem Ausflug mit ihren Schülern draußen in der Natur.

Newsletter September 2024

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Hallo ihr Lieben,

Ich habe am letzten Samstag an einige von euch gedacht! Zumindest an diejenigen, die ihre neuen Erstklässler eingeschult haben. Ich hatte zwar keine Einschulung, erinnere mich aber noch gut an die freudige Spannung und Aufregung am Morgen und das erleichterte, feierliche Gefühl danach.

Auch ohne Einschulung hoffe ich, ihr hattet einen guten Start! Eine Freundin beschrieb ihre Kollegen während der Präsenztage neulich so: “Sie benehmen sich alle wie kleine Jungs auf Klassenfahrt.”

In diesem Newsletter erfährst du…

…was ich über Schule und Eltern in Südafrika gelernt habe,
…warum Ehrlichkeit die beste Elternarbeit ist und 
…wie du Medienbildung in deiner Klasse unterrichten kannst.

Aufwachsen in Südafrika

Man stellt sich vor, die Kinder sind den ganzen Tag draußen, es gibt viele Schulen, die die Natur und Schönheit dieses Landes mit in ihre Klassenräume tragen, und die Eltern haben immer Flipflops an und sind besonders gelassen. 

Leider sieht dieses Bild ganz anders aus. Ich bin der Meinung, dass man am besten bei jedem Wetter mit den Kindern rausgehen sollte. In Südafrika bleiben die Menschen beim kleinsten Lüftchen lieber zuhause. Regenhosen gibt es hier nicht zu kaufen und ständig werde ich auf das praktische Schaltuch angesprochen, das ich für Mila beim letzten Deutschlandbesuch gekauft habe. Schon die Kleinsten werden am liebsten im Kinderwagen und Auto transportiert und man sieht selten Kleinkinder, die auf dem Boden oder auf dem Spielplatz herumkrabbeln. 

Und so geht es weiter in der Schule. In der Schule, in der ich gearbeitet habe, war ich die einzige Lehrerin, die mit den Kindern überwiegend draußen Unterricht gemacht hat. Wir waren die einzige Klasse, die den Tafelberg Nationalpark direkt hinter dem Schulgelände genutzt hat. Und einem Schüler, der am liebsten immer barfuß war, hat eine Lehrerin gesagt, dass es unhygienisch sei, wenn man in der Schule keine Schuhe trägt. Unfassbar, in einem Land, in dem man die meiste Zeit des Jahres tatsächlich keine Schuhe braucht!

Newsletter September 2024: Tatiana auf einem Ausflug mit ihren Schülern draußen in der Natur.

Und wie sieht es hier mit dem Lernen aus? Lernen im Gleichschritt ist hier sehr verbreitet und gewünscht. Und das schon für die Kleinsten. Ich habe bisher noch immer keine passende Schwimmgruppe für Mila gefunden, weil alle Schwimmgruppen für Kleinkinder eine Art choreografischen Ablauf haben. Die Kinder WERDEN(!) im Wasser bewegt, anstatt sich selbst zu bewegen. Alle werden gleichzeitig mit dem Kopf unter Wasser getaucht und müssen vom Beckenrand hüpfen, wenn die Choreografie es vorsieht. Beim Kindertanz (für 2-jährige!), den ich hier eine Weile angeboten habe, wurde ich gefragt, wann die Kinder ihren ersten Tanz lernen und ob es auch Auftritte gibt. Den eigenen Körper kennenlernen, Bewegungsspiele und Improvisationen zur Musik sind hier weniger erwünscht.

Manchmal bin ich frustriert und traurig darüber. Aber dann sehe ich es wieder als Chance! Eine Chance, den Menschen auch andere Wege und Perspektiven zu zeigen, und diese Alternativen vorzuleben, indem wir anders sind, es anders machen.

Ehrlichkeit und Elternarbeit

Eine sehr gute Freundin und Klassenlehrerin teilte Anfang der Woche dieses Problem mit mir: Für den Sexualkundeunterricht in der 3. Klasse sollte in ihrem Jahrgang eine Lektüre bestellt werden (Fachkonferenz-Beschluss). Sie setzte das Buch also mit auf die Materialliste und kam erst in den Sommerferien dazu, selbst in die Lektüre zu schauen. An sich ist das Buch ganz süß geschrieben, doch auch sie wunderte sich über eine Seite, in der der Sexualakt sehr genau im Detail beschrieben und bebildert wurde. Es war kaum anders zu erwarten, da standen nach den Sommerferien eine Reihe empörter Eltern auf der Matte. 

Mich bat sie also um Rat, wie sie mit der Sache umgehen sollte, und vor allem, wie sie am Elternabend kompetent das Thema des Sexualunterrichts ansprechen kann.

Ich habe mit ihr meine Haltung zum Sexualunterricht in der 3. Klasse geteilt. Für den Elternabend ist es natürlich wichtig, dass sie einen Einblick in die Themen und Schwerpunkte geben kann, aber auch, dass sie den Eltern die Sicherheit vermitteln kann, dass ihre Kinder in guten, sicheren Händen sind. Es muss Vertrauen aufgebaut werden. Das geht natürlich durch ein kompetentes Auftreten, aber das ist nicht alles!

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Elternarbeit von Ehrlichkeit lebt! Die Eltern dürfen mich als Mensch sehen und kennenlernen und nicht nur als Lehrperson. Ich spreche also auf dem Elternabend auch über meine persönlichen Ansichten und binde sie innerhalb eines gewissen Rahmens in meine Entscheidungen mit ein. 

Eine Verhandlung zwischen Lehrern und Eltern über die Inhalte des Lehrplans.

Was machen wir also mit dem Buch, das bereits bestellt ist und laut Fachkonferenz unterrichtet werden muss? 

Ich frage meine Freundin, was ihre Meinung zu dem Buch ist. Würde sie es für ihre Klasse auswählen? Passt es zu ihrer Vorstellung von Sexualunterricht? Denn nur, weil es ein Beschluss ist, muss sie nicht tun, was alle machen!

Und dann ist Ehrlichkeit der Schlüssel. Ich würde den Eltern sagen, dass das Buch ein Beschluss der Schule ist. Ich wäre ehrlich und würde ihnen sagen, dass ich es auch erst in den Sommerferien anschauen und lesen konnte und erzähle den Eltern, was meine persönliche Meinung zu dem Buch (oder zu der strittigen Seite) ist. Dann ist der Weg für ein offenes Gespräch auf Augenhöhe gegeben und es kann gemeinsam überlegt werden, was das Beste für die Kinder ist. 

Hast du schon an Medienbildung gedacht?

Alle sagen dir, wie wichtig Medienbildung ist, aber irgendwie hast du keine wirkliche Idee, wie ein Projekt oder eine Unterrichtseinheit dazu aussehen soll? Ich habe bei meiner Recherche viele Handreichungen für Eltern und Lehrpersonen gefunden, mit einer Vielzahl an Regeln im Umgang mit dem Tablet, mit dem Internet und so weiter. Aber ist Medienbildung nicht viel mehr als das Aufstellen von Regeln und Verboten? Medien begleiten unsere Kinder und sind aus ihrem Alltag kaum mehr wegzudenken. Wir brauchen also eine Medienbildung, die die Kinder dazu befähigt, selbstständig und reflektiert mit Medien umzugehen. 

Projektvorschau zum Projekt Alles Medien für die Klassen 1 bis 6 in der Grundschule.

Diese Themenbereiche sind mir im Zusammenhang mit Medienbildung wichtig:

  • Medien und ihre Funktionen kennenlernen. Häufig nutzen die Kinder Medien und ihnen ist der eigentliche oder aktuelle Nutzen gar nicht bewusst. Eine Unterscheidung in die 3 Hauptfunktionen von Medien kann dabei helfen.
  • Ein Medientagebuch führen und den eigenen Medienkonsum reflektieren.
  • Medien von früher und heute untersuchen. Und wir stellen uns die Frage, warum sich Medien so schnell verändern und versuchen, einen Blick in die Zukunft zu werfen.
  • In einer Stationsarbeit selbst mit verschiedenen Medien Erfahrungen sammeln. Wir drehen beispielsweise einen Werbefilm, schreiben ein eigenes Drehbuch oder einen Bücher-Steckbrief.
  • Für höhere Klassenstufen werden Themen wie sichere und gefährliche Computerspiele, Cybermobbing und die Privatsphäre im Internet immer relevanter.

Warum erzähle ich dir das? Natürlich kannst du dich davon inspirieren lassen und selbst deine Medien-Unterrichtseinheit planen. Oder aber du schaust dir das Medienprojekt an, das ich gerade bei Eduki online gestellt habe. Das Projekt “Alles Medien” gibt es jeweils für die Doppeljahrgänge 1/2 , 3/4 und 5/6 oder als Paket für die Klassen 1-6. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß bei der Unterrichtsplanung und beim Design und hoffe, dass es dir tolle Stunden im Unterricht beschert. 

Ich wünsche dir einen zauberhaften Herbstanfang und freue mich über dein Feedback oder Fragen per E-Mail. Hast du bereits Unterrichtsmaterial von mir gekauft und im Unterricht eingesetzt? Dann bewerte es gerne auf Eduki!

Deine Tatiana

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