Die 10 wichtigsten Methoden für deinen Unterricht (Grundschule): Und warum du nur 3 wirklich brauchst!
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Einleitung
Unterrichtsmethoden gibt es wie Sand am Meer und man könnte fast meinen, nur darauf kommt es an. Wenn du in deinem Unterricht möglichst viele verschiedene Methoden im Einsatz hast, ist dein Unterricht gut. Dies wird uns zumindest schon in der Lehrerausbildung suggeriert und taucht immer wieder auf, zum Beispiel bei einer Schulinspektion.
Doch auch hier entscheidet nicht die Quantität, sondern die Qualität. Die ständige Einführung immer neuer Unterrichtsmethoden überfordert deine Schüler und so werden häufig Nutzen und Wirkung verfehlt. Eine gut funktionierende Unterrichtsmethode muss vielseitig in verschiedenen Unterrichtssituationen angewandt werden können, um ihre Wirkung tatsächlich zu entfalten.
Wenn du also bestimmte Methoden nutzen möchtest, wende sie häufig an und übe sie, wie du auch jeden Unterrichtsinhalt üben würdest. Methoden müssen einfach und für alle Beteiligten sicher umzusetzen sein.
Begriff Methoden
Was mir auch immer wieder im Internet auffällt: Der Begriff Methoden wird häufig mit anderen Begriffen vermischt und führt zu Verwirrung. Das werde ich direkt im nächsten Abschnitt aufklären.
Was sind überhaupt (Unterrichts-)Methoden?
Für mich sind Unterrichtsmethoden der Teil des Unterrichts, mit dem ich meine Schüler in speziellen Unterrichtsphasen dabei unterstütze, die angestrebten Kompetenzen zu erreichen, und zwar auf inhaltlicher, aber besonders auf prozessbezogener Ebene.
Bedeutet: Wenn meine Schüler innerhalb eines Projektes recherchieren, kleine Projekte organisieren und präsentieren, möchte ich ihnen Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie ihre Ziele erreichen können.
Ich kann zum Beispiel…
Häufig werden mit dem Begriff “Methoden” alle möglichen anderen Dinge in Verbindung gebracht. Vor allem wenn Methoden als “Unterrichtsweg” oder Ähnliches definiert werden.
Dadurch ist häufig unklar, was Methoden sind! Die Vermischung von Begriffen führt dazu, dass bestimmte Sozialformen, Lernprodukte oder Unterrichtsformen im Zusammenhang mit Methoden genannt werden. Sie alle beschreiben zwar das “Wie” deines Unterrichts, sind aber nicht alle Methoden.
So sind auch das Lerntagebuch oder Lapbook keine Unterrichtsmethoden, sondern Formen der Aufgabenbearbeitung (Lernprodukte) oder eine Möglichkeit der Reflexion.
Gruppenarbeit und Partnerarbeit bezeichnen keine Unterrichtsmethoden, sondern sind unter dem Begriff der Sozialform zu verstehen.
Und Projektarbeit oder Stationenlernen sind viel mehr Unterrichtsformen als Methoden.
Welche praktische Relevanz haben Methoden in der Grundschule?
Je nachdem welches das obere Ziel ist, das du in deinem Unterricht verfolgst, wirst du deine Methoden entsprechend auswählen. In meinem Unterricht hat die Selbständigkeit der Schüler die obere Priorität. Ich richte daher die Wahl der Methoden immer an diesem oberen Ziel aus. Die Art der Methoden, die in meinem Unterricht dann zum Einsatz kommen, unterstützen die Kinder auf diesem Weg. Ich möchte, dass sie lernen, sich selbst zu organisieren und ihren Lernprozess selbstbestimmt zu gestalten. Dies bezieht sich auf die Wahl der Inhalte, ebenso wie auf die Wahl des Lernweges und der Lernprodukte.
Durch den Methodeneinsatz in meinem Unterricht…
Im Sinne der Selbstständigkeit sorge ich dafür, dass durch eine regelmäßige Übung auch anspruchsvolle Methoden von der Klasse alleine durchgeführt werden können.
So kannst du durch die Wahl der Methoden deine pädagogische Richtung bestimmen.
Herausforderungen und Lösungen beim Einsatz von Methoden
Der häufigste Grund, weshalb Lehrer keine oder nur selten Unterrichtsmethoden in ihrem Unterricht einsetzen, ist, dass sie den wirklichen Nutzen nicht erfahren. Die Methode wird zum Selbstzweck, der Aufwand übersteigt den Nutzen oder man ist schlichtweg von der Methodenflut überfordert.
Wir widmen uns nun diesen drei Herausforderungen und suchen gemeinsam nach Lösungen.
Ich erlebe durch den Einsatz von Methoden keinen Vorteil (Nutzen) für meinen Unterricht.
Du hast das Gefühl, dass der Einsatz von Methoden zwar etwas Abwechslung in deinen Unterricht bringt, weil die Kinder sich mal auf eine andere Art mit einem Thema auseinandersetzen oder miteinander interagieren. Aber wirklich sinnvoll oder notwendig fandest du den Methodeneinsatz (bisher!) nicht. “Das gleiche Ergebnis hätte ich auch im Plenum erreicht.”
Woran liegt das?
Wenn Methoden nicht richtig etabliert sind, können sie ihren tatsächlichen Nutzen nur zum Teil entfalten. Häufig führen wir neue Methoden ein und erwarten bereits von Beginn an eine positive Veränderung, die aber so häufig ausbleibt. Sei also geduldig mit dir und den Schülern und gib der neuen Methode Zeit, sich richtig in deinem Unterricht zu etablieren.
Manche Methoden passen nicht zu dir und deiner Lerngruppe. Lass dir nicht von anderen die Methoden, die du nutzt, vorgeben. Bist du als Fachlehrerin in einer Klasse eingesetzt und die Klassenlehrerin ist vom Einsatz einer Methode begeistert? “Probiere das auch in deinem Unterricht!”, sagt sie. Doch was für andere funktioniert, muss nicht auch gut für dich sein! Höre auf dich und bleibe bei dir.
Die meisten Unterrichtsmethoden sind viel zu aufwendig!
Unterrichtsmethoden müssen einfach sein und ohne besondere Ausstattung auskommen. Meine Lieblings-Methoden kann ich ohne zusätzliches Material überall einsetzen. Es gibt meiner Meinung nach also keine äußeren Umstände, die die Nutzung von Methoden einschränken. Wähle deine Methoden so aus, dass du das Gefühl hast, dass sie ohne besonderen Aufwand ihren Nutzen erfüllen. Beispielsweise gibt es viele Methoden, die zur Gruppeneinteilung genutzt werden sollen. Ich habe schon beim Lesen das Gefühl, dass es viel zu aufwändig ist, nur um die Klasse in Gruppen einzuteilen.
Wenn ich sage, eine Methode muss einfach sein, meine ich damit den Materialaufwand und die Überschaubarkeit für deine Schüler. Denn schließlich möchtest du, dass deine Schüler irgendwann in der Lage sind, die Methoden selbst durchzuführen.
Ich setze gerne das Kugellager ein, auch wenn das Bilden der beiden Kreise am Anfang kompliziert erscheint. Doch wenn dies geübt und eingespielt ist, entfaltet sich die Einfachheit der Methode. Es gibt einen Anlass zum gegenseitigen Austausch und die Kinder bilden die beiden Kreise. Dann finden Dialoge mit wechselnden Partnern statt. Die Lehrperson wird (theoretisch) nur gebraucht, um den Partnerwechsel anzusagen, wobei selbst das mit einer Stoppuhr (automatisch) umgesetzt werden kann.
Es gibt viel zu viele Unterrichtsmethoden und ich weiß nicht, welche für mich passend sind.
Ich stimme dir voll und ganz zu. Und dieses Problem wird durch die Vermischung vieler Begriffe (wie oben beschrieben) noch verstärkt. Es gibt Bücher mit 50 oder mehr sogenannten Unterrichtsmethoden. Woher sollst du wissen, welche sich auszuprobieren lohnt? Und die Zeit, mehr als 50 Beschreibungen durchzulesen, musst du auch noch aufbringen.
Hier bist du nun genau richtig! Lies einfach weiter und erfahre mehr über die zehn wichtigsten Methoden und den wirklich sinnvollen Methodeneinsatz.
Einführung von Methoden
Nimm jeglichen Druck heraus, der mit der Einführung von Unterrichtsmethoden verbunden sein kann. Solltest du eine Methode (im Referendariat) zu einem bestimmten Zeitpunkt im Unterrichtsbesuch zeigen wollen, fange frühzeitig mit der Einführung an. Noch einfacher ist es, wenn deine Kollegen die Methode auch in den anderen Fächern einsetzen. Achte dann unbedingt darauf, dass ihr ein gleiches Verständnis der Methode und ihrer Abläufe habt!
Daher würde ich mich vor der Einführung einer neuen Methode immer mit den anderen Lehrern, die in der Klasse unterrichten, austauschen. Es ist wichtig, dass zu einer Zeit nur eine neue Methode eingeführt wird. Außerdem möchte ich meine Kollegen informieren, wenn die neue Methode vielleicht eine Veränderung im Klassenraum mit sich bringt, wie ein neues Plakat, Sitzbänke, die Vergrößerung des Sitzkreises oder Ähnliches.
Bedenke!
Die EINE Unterrichtsmethode gibt es nicht! Jede Methode ist flexibel und du kannst sie im Hinblick auf deinen Nutzen und deine Lerngruppe anpassen.
Mehr dazu, wenn ich einzelne Methoden vorstelle.
Was du bei der Einführung von Methoden beachten solltest
Führe die Methode anhand von einfachen, bereits bekannten Inhalten ein, sodass die Methode im Vordergrund steht. Meistens kannst du die Methode auch in einzelne Phasen zerlegen und diese zunächst einzeln üben. Als Vorbereitung auf viele kooperative Methoden kannst du deine Schüler auch zunächst vermehrt in Partner- und Gruppenarbeit arbeiten lassen, um auf die Zusammenarbeit innerhalb bestimmter Methoden (Lerntempoduett, Platzdeckchen, etc. …) vorzubereiten. Bei manchen Methoden kannst du zunächst die Organisationsstruktur üben und erst später Inhalte hinzufügen. Zum Beispiel das Bilden der Kreise und das Rotieren beim Kugellager oder die Abläufe beim Partner-Puzzle.
Sprich mit den Schülern über die neue Methode und den Vorteil bzw. den Nutzen, den du dir damit für die Klasse erhoffst. Diese Transparenz ist wichtig, damit du die Schüler mit ins Boot holst. Die Methode soll zum Teil des Lernprozesses der Schüler und nicht als Spielerei empfunden werden. Ich erinnere mich noch an meine eigene Schulzeit, dass es mich immer genervt hat, wenn ich von meinem Platz aufstehen musste, weil der Lehrer wieder irgendwelche Methoden mit der Klasse ausprobieren wollte. Ich selbst sah keinen Mehrwert in dem “Herumgehampel” und war froh, wenn es vorbei war. Um dies zu vermeiden, bindest du deine Schüler von Beginn an ein.
Übe die Methode am Anfang mehrmals in der Woche, damit sich Abläufe einspielen und die Methode eine gewisse Routine bekommt. Dies ist auch eine gute Gelegenheit, um deine Schüler von dem Nutzen der Methode auf verschiedenen Ebenen zu überzeugen. Für mich sinnvolle Methoden lassen sich sehr vielseitig einsetzen und sind fächerübergreifend.
Reflektiere die neue Methode besonders am Anfang nach jedem Einsatz und passe sie immer wieder an deine Lerngruppe an. Nutze dazu gezielt Reflexionsfragen, wie zum Beispiel
Eine solche Reflexion kann ritualisiert werden, zum Beispiel mit Methodenkarten (Impulskarten).
Differenzierung von Methoden
Möglicherweise hast du Schüler, für die bestimmte Unterrichtsmethoden nicht geeignet sind. Du siehst aber einen großen Nutzen für den Rest der Klassengemeinschaft. Scheue dich nicht davor, auch auf Ebene von Unterrichtsmethoden zu differenzieren!
Differenzierung
So wie du Unterrichtsinhalte differenzierst, kannst du das auch mit Methoden tun.
Du planst ein Kugellager mit deiner Klasse und hast ein Kind, das Schwierigkeiten hat, sich auf Deutsch auszutauschen (oder sich nicht traut)? Dann lass dieses Kind einfach in einer Konstellation von drei Kindern teilnehmen. Dann fühlt es sich nicht gezwungen zu sprechen und kann einfach zuhören, wenn es möchte.
Du hast vor, Standbilder zu machen und hast Kinder, die sehr schüchtern sind, sich vor der Klasse zu öffnen? Standbilder auch können aufgemalt oder beschrieben werden! Außerdem kann sich ein schüchternes Kind mit seinen Ideen beteiligen, auch wenn es selbst keines verkörpern möchte.
Du möchtest ein Lerntempoduett einführen, hast aber ein Kind in der Klasse, das schon mit der Strukturierung seines eigenen Sitzplatzes Schwierigkeiten hat? Hänge an der entsprechenden Haltestelle ein großes Schild auf, damit das Kind weiß, wo es hingehen soll. Auch ein kleiner Fächer mit den einzelnen Schritten des Lerntempoduettes könnte diesem Kind helfen.
Generell zwinge ich meine Schüler nie dazu, an bestimmten Unterrichtssituationen teilzunehmen. Wenn mir ein Kind sagt, dass es heute nicht mitmachen möchte, dann muss es das nicht! Ich gebe zum Beispiel auch nie vor, dass sich jedes Kind unbedingt mündlich beteiligen muss. So kann sich jedes Kind im Rahmen der eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten entfalten und an den angebotenen Unterrichtssituationen teilnehmen.
Welche Methoden gibt es?
Nun kommen wir endlich dazu, dass ich mit dir meine TOP 10-Methoden teile! Meiner Meinung nach braucht es nicht viele Methoden, um den Unterricht schülerorientiert und kooperativ zu gestalten. Aber es braucht Methoden, die du vielseitig in verschiedenen Unterrichtssituationen anwenden kannst. Dies ist auch der Grund, weshalb ich es nicht mag, wenn man Methoden je nach Unterrichtsphase unterteilt. Eine gute Methode kann daher sowohl in der Einführungsphase, als auch während der Arbeits- und Abschlussphasen zum Einsatz kommen.
In meinem alltäglichen Unterricht beschränke ich mich sogar auf nur drei Unterrichtsmethoden, von denen eine mindestens einmal täglich am Schultag zum Einsatz kommt.
Kooperative Erarbeitung von Inhalten
Die folgenden beiden Methoden sind nicht nur zur Erarbeitung von Inhalten geeignet, sondern es kann ein Startpunkt sein, wenn du vorhast, eine dieser Methoden neu in deinem Unterricht zu etablieren.
Methode #1: Partner-Puzzle
Schaffe Entlastung und Kooperation bei der Informationsbeschaffung (zum Beispiel aus Texten)
Ich beschreibe den Ablauf der Methode anhand von Texten. Es kann sich aber auch um Bilder, Diagramme, Audio- oder Videoquellen o.ä. handeln.
Zwei Kinder arbeiten zusammen und bekommen Text A. Sie lesen und besprechen ihn. Gemeinsam überlegen sie, was wichtig ist und machen sich gegebenenfalls Notizen. Zwei andere Kinder bekommen Text B und machen dasselbe mit ihrem Text.
Nach dieser Phase werden die Gruppen gewechselt, sodass je ein Kind mit Text A mit einem Kind mit Text B zusammenarbeitet. Die Kinder berichten sich gegenseitig von ihrem Text. Je nach Aufgabenstellung können zum Beispiel Gemeinsamkeiten und Unterschiede gefunden und besprochen werden, es können mit den Informationen aus beiden Texten weiterführende Aufgaben gelöst oder ein Transfer geleistet werden. In manchen Varianten dieser Methode gehen die Kinder am Ende wieder mit ihrem Ursprungspartner zusammen. Dies könnte sinnvoll sein, wenn es zu Beginn eine Problemstellung gab, die am Ende mit dem Partner gelöst werden soll.
Beim Partner-Puzzle liest jeder Schüler nur einen von zwei Texten und lässt sich die Informationen des zweiten Textes vom Klassenkameraden erklären. Das spart Zeit, weil jeder einzelne weniger zu lesen hat. Zudem setzen sich die Schüler intensiver mit dem Thema auseinander, da sie sich bei der Zusammenfassung auf die wesentlichen Informationen konzentrieren und diese verständlich weitergeben müssen.
Methode #2: Lerntempoduett
Schaffe kooperative Lernsituationen, die unabhängig vom individuellen Lerntempo sind.
Die Methode besteht aus mehreren Phasen. Im Klassenraum sind dafür einige Treffpunkte (Haltestellen) markiert. Die Schüler bearbeiten zunächst ihre Aufgaben in Einzelarbeit. Sobald sie diese bearbeitet haben, begeben sie sich an eine Haltestelle. Dort treffen sie auf ein anderes Kind oder warten auf ein Kind, das auch zum Austausch oder Vergleichen der Ergebnisse bereit ist. Wichtig ist dabei, dass allen klar ist, wie es nach dem Austausch an der Haltestelle weitergeht. Zum Beispiel könnten dort Aufgaben zum Weiterarbeiten, eine gemeinsame Transfer-Aufgabe oder Problemstellung ausliegen.
Das Besondere an der Methode ist, dass das individuelle Arbeitstempo berücksichtigt wird und nicht alle gleichzeitig zum gemeinsamen Vergleichen fertig werden müssen (was nie funktioniert, ohne dass einige warten und andere hetzen oder abbrechen müssen).
Eine sehr einfache Abwandlung dieser Methode ist “Think, Pair, Share” im Sitzkreis. Alle Kinder sitzen im Kreis. Angenommen, es gibt eine Fragestellung oder einen Impuls. Die Kinder im Kreis denken erst selbst darüber nach. Sie könnten zum Beispiel einige Minuten die Augen schließen. Dann folgt eine Murmelphase von jeweils zwei nebeneinander sitzenden Kindern, in der sie sich über ihre Gedanken oder Ideen austauschen können. Und letztlich bespricht die ganze Klasse gemeinsam im Kreis die Ergebnisse der vorangegangenen Phasen. “Selber denken, mit dem Partner murmeln, im Kreis gemeinsam besprechen” kannst du ohne Vorbereitung und Übung direkt ausprobieren.
Ideen sammeln und ordnen
Diese beiden Methoden eignen sich wunderbar, wenn deine Schüler ihre Ideen zu einem Thema oder Projekt festhalten und strukturieren sollen. Während deine Schüler die Forschersonne eher alleine bearbeiten, ist die Placemat-Methode eine Gruppenaufgabe.
Methode #3: Placemat
Mit meinen Schüler nenne ich die “Placemat” oder das “Platzdeckchen” ausschließlich Ideenvorlage, weil es den Kern der Methode am besten trifft.
Eine Gruppe von Schülern (idealerweise vier Kinder) erstellt sich oder bekommt eine Vorlage auf einem großen Blatt Papier. Wenn die Gruppe zu dritt oder zu fünft arbeitet, kann das Blatt anders aufgeteilt werden, damit jede Person ein Feld zum Schreiben bekommt. Die Mitte muss immer frei bleiben! Die Methode besteht aus drei Phasen.
- Zunächst schreibt jedes Kind seine Ideen/ Gedanken/ Ergebnisse (je nachdem, um welche Art Aufgabe es sich handelt) auf seinen Bereich der Ideenvorlage.
- Anschließend stellt jedes Kind seine Ergebnisse in der Gruppe nacheinander vor.
- Letztlich bespricht und diskutiert die Gruppe gemeinsam die Ergebnisse. Gemeinsame Ideen/Ergebnisse/Beschlüsse schreibt die Gruppe in die Mitte.
Eine Schwierigkeit bei dieser Methode besteht darin, dass in der letzten Phase nach der gemeinsamen Diskussion meist nicht mehr alle Kinder aktiv beteiligt sind, weil nur ein Kind die Gruppenergebnisse auf das Blatt notiert. Vielleicht sollten die Ergebnisse zusätzlich auf Post-Its geschrieben werden? Oder diejenigen, die nicht schreiben, üben das Vortragen der Gruppenergebnisse?
Ein großer Vorteil der Methode besteht darin, dass sich zunächst jedes Kind alleine mit dem Thema auseinandersetzt. Dadurch sind besonders auch die eher passiven Zuhörer gefragt, sich selbst eine Meinung zu bilden und diese auch schriftlich (oder zeichnerisch) festzuhalten. Auch in der zweiten Phase ist jedes Kind an der Reihe, seine Ergebnisse in der Gruppe vorzutragen, was wiederum für schüchterne Schüler eine gute Gelegenheit ist, sich äußern zu können, ohne sich in einer Gruppendiskussion durchsetzen zu müssen.
Methode #4: Forschersonne
Das Thema, die Frage oder Problemstellung steht in der Mitte des Blattes. Nun schreiben die Kinder ihre Gedanken strahlenförmig (als Sonnenstrahlen) um das vorgegebene Thema herum. Dabei schreiben sie Fragen, die sie zum Problem oder zum Thema haben, eher auf die rechte Seite des Blattes und Wissen auf die linke Seite. So entsteht eine wunderbare Vorlage für weiteres Forschen und Auseinandersetzen mit einem Thema.
Durch diese Vorgehensweise können deine Schüler ihre Ideen auf einen Blick sammeln, sofort sehen, wo sie noch forschen möchten und dabei ihrer Neugier freien Lauf lassen.
Willst du mehr zur Forschersonne und zum Forschenden Lernen erfahren?
Standpunkte entwickeln, diskutieren und präsentieren
Diese drei Methoden kannst du in den verschiedensten Unterrichtsphasen einsetzen. Eigentlich immer, wenn du einen Austausch untereinander ermöglichen möchtest. Museumsrundgang und Kugellager sind daher in meiner Klasse mehrmals in der Woche im Einsatz. Der Marktplatz ergänzt diese beiden, weil er so wunderbar einfach ist und einige Vorteile der anderen beiden Methoden vereint.
Methode #5: Museumsrundgang (Galerierundgang)
Als Vorbereitung räumen alle Schüler ihre Tische auf, sodass nur da liegt, was im Museumsrundgang präsentiert oder gezeigt werden soll. Sie stehen auf und schieben ihren Stuhl an den Tisch. Auf ein akustisches Signal, zum Beispiel mit der Klangschale, bewegen sich die Schüler in der Klasse und betrachten die Arbeitsergebnisse auf den Tischen. Ertönt das Signal erneut, setzen sie sich zurück an ihren Platz. Im Anschluss kann die Museumsrunde besprochen werden.
Wenn du vor der Museumsrunde einen bestimmten Beobachtungsauftrag gegeben hast, sollte dieser am Ende ausgewertet werden.
Ich mag die Methode aufgrund ihrer Einfachheit sehr gerne. Bei mir in der Klasse kommt es oft vor, dass am Ende der Stunde oder des Tages gerne alle Kinder etwas zeigen oder präsentieren möchten. Dann ist ein Museumsrundgang der perfekte Abschluss, bei dem die Ergebnisse aller Kinder gewürdigt werden können. Aber dies ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was du mit dieser Methode alles machen kannst.
Methode #6: Kugellager (Doppelkreis)
Das Kugellager besteht aus einem inneren Sitzkreis und einem äußeren Sitzkreis, wobei die Kinder im Innenkreis nach außen schauen. Bei gleicher Schülerzahl in beiden Kreisen kann so jedem Kind im Innenkreis ein Partner im Außenkreis zugeordnet werden.
Die Schüler stellen sich in den zwei Kreisen auf. Das Kugellager ermöglicht so den Austausch mit einem Partner. Lässt man den Außenkreis einen Platz nach rechts rotieren, findet so ein Partnerwechsel statt. Ein Signal mit der Klangschale kann den Partnerwechsel einleiten. Unter Umständen ist es sinnvoll, die Halbzeit bis zum nächsten Wechsel anzusagen, um sicherzustellen, dass jeder zu Wort gekommen ist, bevor der Kreis erneut rotiert. Bei mir sitzen die Kinder meist auf dem Boden gegenüber. Es kann aber insbesondere am Anfang sinnvoll sein, Stühle oder Teppichfliesen zu verwenden, um das Rotieren zu vereinfachen.
Häufig wird das Kugellager vermieden, weil es durch die Struktur der beiden Kreise zunächst kompliziert erscheint. Ich scheue mich nicht davor, das Kugellager (nach einiger Übungs- und Einführungszeit) auch mit meiner 1. Klasse durchzuführen. Die Kinder mögen es, sich mit wechselnden Partnern auszutauschen und ich merke, wie sie nach einigen Runden immer sicherer sprechen. Das Kugellager eignet sich unter anderem dafür, kleine Mini-Präsentationen zu üben oder sich über Vorwissen oder Zwischenergebnisse auszutauschen.
Methode #7: Marktplatz
Die Kinder verteilen sich im Klassenraum (oder wo dein Unterricht gerade stattfindet). Spiele Musik während deine Schüler im Raum umher laufen. Wenn die Musik stoppt, tauscht sich jedes Kind mit einem Kind in seiner Nähe aus. Dann wird die Musik erneut gespielt und eine neue Runde beginnt. Genauso kann die Methode ohne Musik umgesetzt werden. Dann brauchst du ein Signal, das den Austausch und den Beginn jeder neuen Runde ankündigt.
Genau wie beim Kugellager kommt ein Austausch mit mehreren Partnern zustande. Die Bewegung durch den Raum bringt einen zusätzlichen Vorteil: Nutze die Methode fächerübergreifend zum Beispiel zum Sprechen von Dialogen im Fremdsprachenunterricht oder zum Üben von Rechenaufgaben in Mathe.
Sich kreativ mit Themen auseinandersetzen
Diese drei Methoden regen die Kreativität deiner Schüler an. Jede der Methoden setzt auf einer anderen Ebene an (sprachlich, schriftlich oder körperlich).
Methode #8: Faule Ausrede
Alles dreht sich um die Frage “Warum bist du zu spät zum Unterricht gekommen?”.
Die Kinder überlegen sich jeweils eine faule Ausrede, die zum vorher vereinbarten Thema, zum Beispiel dem aktuellen Unterrichtsthema, passt. Auch bestimmte Buchstaben können ein Ausgangspunkt sein. Die Kinder beginnen ihre Sätze dann mit: “Ich bin zu spät gekommen, weil…”
Zum Thema Mittelalter könnte ein Satz lauten: “Ich bin zu spät gekommen, weil meine Ritterrüstung geklemmt hat.”
Zum Buchstaben A sollen die Kinder je eine Ausrede mit vielen A finden: “Ich bin zu spät gekommen, weil Anna aus Amerika am Abend auftauchte.”
Je nachdem in welchem Zusammenhang du die Methode einsetzt, kann zum Beispiel ein Unterrichtsthema kreativ wiederholt oder gefestigt werden, oder es kann als sprachliches Konzentrationsspiel zum Einsatz kommen.
Methode #9: Visitenkarte
Jedes Kind bekommt ein weißes Blatt, in dessen Mitte das Unterrichtsthema geschrieben wird. In jeder Ecke des Blattes werden nun je einer der folgende Aspekte notiert:
Die Visitenkarten können in Gruppen oder im Sitzkreis vorgestellt und besprochen werden. Sie sollten während der Unterrichtseinheit sichtbar im Klassenraum aufgehängt werden.
Die Visitenkarte als Unterrichtseinstieg ist eine Methode, um Interessen und Vorwissen festzuhalten und sich über die eigene Haltung zum Unterrichtsthema auszutauschen. Für die Lehrperson bietet sie die Möglichkeit, die Interessen und Erwartungen der Schüler zu erfahren und diese in die eigene Unterrichtsgestaltung einzubeziehen.
Methode #10: Standbild
So oft steht die Sprache im Vordergrund des Unterrichts. Lass deine Schüler die Erfahrungen, Erlebnisse oder Probleme, die sie mit einem Thema verbinden, ganz ohne Sprache darstellen.
Die Klasse arbeitet in Gruppen zusammen. Ausgangspunkt ist eine Fragestellung oder ein Problem. Insbesondere für die Darstellung von Beziehungen, Haltungen, Einstellungen und Gefühlen eignet sich die Methode.
Ein Kind ist Bildhauer. Er oder sie stellt aus den Mitgliedern seiner Gruppe ein Standbild zusammen. Es wird bei der Erstellung des Standbildes sowohl die körperliche Aufstellung als Gruppe, als auch die Mimik und Gestik der einzelnen Schüler berücksichtigt. Die Schüler nehmen ihr Standbild zunächst sinnlich wahr. Anschließend folgt eine Phase des Austausches, indem das entstandene Standbild diskutiert und eventuell verändert oder neu gestaltet wird.
Diese Variante der Standbilder kannst du vielseitig abwandeln, je nach Gruppengröße anpassen und unterschiedlich differenzieren. Ein großer Vorteil ist hier die Verbindung von Körper und Verstand, der den Kindern ermöglicht, sich in bestimmten Situationen körperlich einzufühlen, bevor sie sprachlich ausgedrückt werden müssen.
Möglichkeiten des Methoden-Einsatzes
Tipps für eine abwechslungsreiche Gestaltung
Ich beschränke mich auf wenige Methoden in meinem Unterrichtsalltag, weil ich möchte, dass die Kinder sofort wissen, was zu tun ist, wenn ich sage: “Wir machen Standbilder.” oder “Bereitet euren Tisch für den Museumsrundgang vor.”
Mir ist das wichtig, weil Methoden für mich nur sinnvoll sind, wenn sie durch ihre Komplexität nicht das eigentliche Thema, den eigentlichen Zweck, überschatten. Ich wollte einen Museumsrundgang machen, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeitsergebnisse zu präsentieren. Wenn ich aber noch minutenlang erklären muss, wie der Museumsrundgang funktioniert und die Kinder lange brauchen, um ihre Tische vorzubereiten, ist der eigentliche Zweck verfehlt und der Unterrichtsfluss gestört.
Dennoch achte ich auf eine abwechslungsreiche Gestaltung, die aber nicht durch Methodenvielfalt entsteht, sondern dadurch, dass ich die einzelnen Methoden in ganz verschiedenen Unterrichtsphasen, Situationen und Fächern einsetze.
Darüber hinaus beziehe ich die Kinder in den Methodeneinsatz ein. Das heißt, dass ich sie manchmal wählen lasse, ob wir die Haltestelle nutzen oder ein Partner-Puzzle machen oder ob wir uns im Kugellager oder auf dem Marktplatz austauschen.
Ein letzter wichtiger Aspekt, der dir dabei hilft, die Methoden sinnvoll und abwechslungsreich einzusetzen, sind Reflexionen. Reflektiere nach dem Methodeneinsatz mit den Kindern, was in ihren Augen gut gelaufen ist, was nicht…was sie das nächste Mal verändern würden. So kannst du mit der Zeit die für deine Klasse 3-5 wertvollsten Unterrichtsmethoden herausarbeiten und diese zu verschiedenen Anlässen regelmäßig anwenden.
Willst du mehr zum Thema Reflexion erfahren?
Welche Methoden sind für deinen Unterricht wirklich sinnvoll?
Diese Frage kannst du nur für dich selbst beantworten. Was ich tun kann, ist die Erfahrungen aus meinem Unterricht mit dir zu teilen und dir zu erzählen, wie es bei mir funktioniert hat. Ich freue mich, wenn ich dich inspirieren kann, neue Methoden auszuprobieren und wenn ich das Überangebot an Methoden für dich etwas eingrenzen kann. Vielleicht hast du auch einige Ansatzpunkte finden können, die dich dabei unterstützen, deine Unterrichtsmethoden richtig einzuführen und so fest für deine Klasse zu etablieren. Welche Methoden es letztlich sind, die zu deinen Lieblings-Methoden werden, kann ich dir nicht vorgeben. Das wirst du gemeinsam mit deinen Schülern herausfinden.
Abschließend kann dir dabei meine Übersicht darüber helfen, was sinnvolle Methoden in meinem Grundschul-Unterricht ausmachen.
Fazit
Was kannst du für dich und deinen Unterricht über Unterrichtsmethoden in der Grundschule aus diesem Beitrag mitnehmen?
Habe ich etwas Wichtiges zum Thema Unterrichtsmethoden in der Grundschule vergessen? Dann schreib es mir unten in die Kommentare.
Deine Tatiana
Möchtest du Methoden in deinem Unterricht sinnvoll einsetzen?
Dann mach es dir EINFACH und starte SOFORT mit meinem Materialpaket zu Methoden. Darin findest du alle Methoden, die du aus meiner Erfahrung als (Klassen-) Lehrerin in der Grundschule brauchst.
Inklusive einer genauen Ablaufbeschreibung und konkreter Anwendungsbeispiele je Methode, Methodenkarten sowie eine Methoden-Toolbox für den direkten Einsatz in deinem Unterricht.
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