Warum (m)eine Schule gute Menschen braucht (Newsletter 1/2025)
Hallo ihr Lieben,
Ein wunderschönes neues Jahr wünsche ich euch! Toll, dass ihr hier seid! Ich freue mich so unglaublich auf dieses Jahr, das für mich so viel Veränderung und Wachstum bereithält.
Wir sind gerade an einen neuen Ort umgezogen, unser neues Familienmitglied ist auf dem Weg und wir möchten mit Vollgas in unser Schulprojekt starten! Ich kann es kaum noch erwarten, eine Schule aufzubauen, zu gestalten…Kinder auf ihrem Weg zu begleiten.
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In diesem Newsletter erfährst du…
…warum ich für meine Schule gute Menschen brauche, anstatt ausgebildete Lehrpersonen,
…welches Projekt dich unbedingt im zweiten Halbjahr begleiten sollte und
…was ich dir fürs neue Jahr wünsche.
Auf die Menschen kommt es an!
Unsere Begleiter für erfolgreiches Lernen sind Beziehung und Begeisterung. Das heißt, ich lerne mit Leichtigkeit Dinge, die mich begeistern und ich lerne mit Leichtigkeit von den Menschen, die mich inspirieren und zu denen ich eine emotionale Bindung spüre.
Welche Menschen haben dich in deinem Leben inspiriert oder positiv beeinflusst und warum? Natürlich waren es beim ein oder anderen auch Lehrpersonen, aber sicherlich nicht wegen der fundierten Ausbildung oder dem breiten Fachwissen.
Menschen, die uns begeistern oder inspirieren, sind häufig
Menschen, die selbst für eine Sache brennen,
Menschen, die uns so akzeptieren, wie wir sind,
Menschen, die uns mit in ihre Welt nehmen.
Das kann der Gärtner sein, der den Kindern auf den Gemüsebeeten hilft, weil er eine unglaubliche Freude bei seiner Arbeit ausstrahlt. Das kann die Praktikantin sein, die zwar keine Lehrerausbildung hat, aber dafür ein großes Einfühlungsvermögen und ein ehrliches Interesse an den Kindern. Das kann die Person sein, die unsere Holzwerkstatt betreut, weil sie so unglaublich geschickt mit dem Werkstoff umgeht und den Kindern alles zutraut, was sie sich in den Kopf setzen. Oder das kann die pensionierte Lehrerin sein, die den Malort und die Bücherei betreut und die Kinder mit immer neuen Geschichten verzaubert.
Aus dem Blickwinkel der Leistungsgesellschaft in Deutschland und Europa, die immer auf der Suche nach Bestnoten und Zertifikaten ist, mag dieser Ansatz etwas seltsam erscheinen, aber ich bin davon überzeugt, dass ich die richtigen Menschen für unsere Schule nicht durch das Lesen von Bewerbungsmappen finden werde. Wir werden unsere Vision in die Welt bringen und damit die richtigen Menschen ganz natürlich anziehen.
Achtung, Inspiration!
Ein Projekt, das in diesem Jahr an jeder Schule unterrichtet werden sollte, ist für mich ist das Demokratie-Projekt. Ich habe es im letzten Jahr entwickelt, als die Demokratie mehr und mehr ins Wanken geriet…in Zeiten, in denen politisch motivierte Gewalt stetig zunimmt, sich Minderheiten in Deutschland nicht mehr sicher fühlen und in denen sich die Gesellschaft mehr und mehr spaltet.
Was ist das Gegenmittel? Wir müssen lernen, selbst zu denken, und nicht nur die Meinungen anderer aufschnappen und weitertragen. Wir müssen lernen, mit unseren Mitmenschen in einen Dialog zu gehen, einander offen zu begegnen, statt mit Vorurteilen und Hass. Wir müssen lernen, eigene Ideen zu entwickeln, wenn uns etwas nicht gefällt und uns nicht beschweren auf der Suche nach Schuldigen. Das Demokratie-Projekt soll den Weg bereiten für eine neue Gesellschaft voller Zusammenhalt, Verständnis und Innovation.
Wenn du mehr erfahren willst, lies unbedingt meinen Blogartikel zum Projekt.
Fürs neue Jahr…
Was wünscht sich eine Lehrperson fürs neue Jahr? Mehr Zeit für sich selbst, weniger Bürokratie, nette und fleißige Schüler? Möglicherweise…
Ich wünsche dir Vertrauen. Mehr Vertrauen in dich selbst, mehr Vertrauen in deine Schüler. Wieso das?
Wir neigen dazu, viel mehr zu steuern, zu regulieren, zu reparieren als wir müssten. Wir strengen uns an, Dinge zu kontrollieren, die eigentlich einem natürlichen Fluss unterliegen.
Schauen wir uns die Entstehung eines Menschen an. Alles geschieht im Körper der Mutter, ohne dass sie etwas dazu tun muss. Ein unglaublicher Prozess, der sich in Bewegung setzt, ohne dass man sich sorgen, anstrengen oder etwas verändern muss.
Oder wie ist es mit dem Sprechen und Laufen? Jedes Kind, in seinem eigenen Tempo, lernt sprechen und laufen. Wir müssen keine Trainings oder Kurse mit den Kleinen durchlaufen, damit sie es beherrschen.
Mit der Schule verändert sich diese Natürlichkeit häufig. Alle Kinder sollen etwa zur selben Zeit lesen und schreiben können. Wer das nicht schafft, ist nicht gut genug. Alle Kinder sollten mindestens 45 Minuten am Platz sitzen können. Wer das nicht schafft, ist nicht gut genug, wird womöglich diagnostiziert und mit einem Förderstatus behaftet.
Wenn wir im Sinne des Vertrauens leben, können wir ohne Zweifel sagen: “Du bist gut so, wie du bist.” Übrigens auch zu uns selbst! Wir können uns von der Stimme aus der Kindheit verabschieden, die uns sagt: “Ich würde dich mehr lieben, wenn du…”
Eine Geschichte über störende Kinder in der Schule
Zum Schluss möchte ich dir noch eine Geschichte aus meinem eigenen Lehrerleben erzählen. Es ist die Geschichte von Noah, einem Erstklässler. Noah geht schon seit einigen Monaten in die Schule, als ich seine Klasse als neue Klassenlehrerin übernehme. Beim Übergabegespräch erzählt mir die alte Lehrerin, dass Noah Probleme hat, sich zu konzentrieren und in den Heften schon jetzt sehr weit zurückliegt. Ich sollte ein Auge auf ihn haben. Außerdem sagte sie mir, dass die Mutter auch zuhause intensiv unterstützt, die versäumten Heftseiten nachzuarbeiten.
Schon nach wenigen Tagen war klar, Noah ist kein Kind, das den Unterricht oder die anderen stört. Er ist interessiert, hört bei Unterrichtsgesprächen aufmerksam zu und weiß sehr viel über Tiere und Pflanzen. Auch die Dinge in seiner Umwelt versteht er schon sehr gut, erzählt Geschichten aus seinem Alltag sehr detailreich, wie zum Beispiel als er von der Schlange erzählt, die seine Mutter eines Nachmittags in der Garage fand.
Allerdings hat Noah auch seine Tagträume, ist abgelenkt, wenn die anderen in ihren Heften arbeiten. Dann schaut er aus dem Fenster, spitzt seine Stifte an oder spielt mit dem Radiergummi. Schon in den ersten Tagen höre ich von Noah mehrfach: “Ich habe es wieder nicht geschafft.” “Ich bin zu langsam.” “Jetzt muss ich heute Nachmittag wieder viele Hausaufgaben machen.” Noah war sein “Rückstand” also bewusst und es belastete ihn offensichtlich.
Mir, aus meiner Haltung des Vertrauens, war klar, dass ich überhaupt nichts unternehmen musste. Im Gegenteil, Noah sollte wieder erfahren und spüren, dass er, so wie er ist, genau richtig ist. Es gibt kein “zu langsam”, es gibt keinen Rückstand. Genauso sollte die Mutter erfahren, dass sie einen wundervollen Sohn hat, mit dem alles stimmt und dass sie als Mutter alles richtig macht! Im gemeinsamen Gespräch mache ich also deutlich, dass jedes Kind sein eigenes Tempo hat und dass es vollkommen in Ordnung ist, dass Noah sich (noch) nicht längere Zeit auf eine Sache konzentrieren kann. Ich sage auch, dass ich von ihm nicht erwarte, dass er sich anstrengt oder anpasst, sondern dass ich möchte, dass er das Lernen und die Schule genießt und ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt. Die Mutter hat während unseres Gesprächs mehrfach Tränen der Erleichterung in den Augen und wir streichen ab sofort die nachmittäglichen Stunden des Nacharbeitens und Noah darf Nachmittags wieder Fahrradfahren und Lego spielen!
Ich weiß, in vielen Lehrpersonen kommt jetzt wahrscheinlich der Aufschrei. “Aber manche Kinder brauchen nun einmal einen Förderstatus.” oder “Wie soll ich das umsetzen, wenn alle das machen, was sie wollen?” oder “Was mache ich mit denen, die den Unterricht stören?” und ich könnte wahrscheinlich stundenlang darüber schreiben, doch dies sprengt leider den Rahmen dieses Newsletters. Ich hoffe dennoch, dass dir diese Geschichte eine Idee davon gibt, was ich sagen möchte.
In diesem Sinne wünsche ich dir einen kraftvollen Start voller Vertrauen ins neue Jahr!
Deine Tatiana
P.S. Ich freue mich auch über dein Feedback oder Fragen zum Newsletter per E-Mail. Hast du bereits Unterrichtsmaterial von mir gekauft und im Unterricht eingesetzt? Dann bewerte es gerne auf Eduki!
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